Mit Vorurteilen brechen

Ich hasse Ungerechtigkeiten. Leider sind sie ein großer Bestandteil unserer Gesellschaft. Die Menschen glauben lieber, dass was andere ihnen erzählen als sich selbst zu informieren. Warum soll man auch über den Tellerrand oder die eigene „Bubble“ hinausschauen? Es ist doch so gemütlich in der eigenen kleinen Welt, dort scheint alles perfekt zu sein.

Wann hat man eigentlich damit aufgehört, den Menschen kennenzulernen, anstatt ihn aufgrund seiner Äußerlichkeiten, Herkunft und Religion unreflektiert in eine Schublade zu stecken.

Wenn dich erst mal jemand verurteilt hat, gibt es kaum noch eine Chance ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Verurteilt zu werden ist so verletzend. Man hat das Gefühl, dass das Gerede der Anderen wie eine zweite Haut an einem klebt. Egal wie sehr man sich bemüht, man wird sie nicht mehr los.

Noch schlimmer als Urteile sind Vorurteile. Die meisten Menschen sind mit Vorurteilen aufgewachsen. Auch ich kenne welche: Deutsche haben keinen Humor. Deutsche sind fleißig. Männer können nicht kochen. Wer freundlich ist, will nur was von mir. Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Frauen können kein Auto fahren. Düsseldorfer sind versnobt. Männer heulen nicht. Die Frauen kümmern sich um die Kinder, der Mann geht arbeiten.

Zu Jedem dieser Vorurteile gibt es viele Gegenargumente:

Deutsche haben sehr wohl Humor, wenn auch einen eigenen. Glaubst du nicht? Dann frage dich doch mal, wie oft du schon über andere Menschen im Fernsehen, Theater oder auch im privaten/beruflichen Umfeld gelacht hast.

Deutsche sind fleißig. Na ja, ich kenne genug Menschen auf die dieses Adjektiv nicht passt. Anhand dieses Vorurteils sieht man die Schwierigkeit, wenn ein ganzes Volk über einen Kamm geschert wird.

Männer können sehr wohl kochen. Schaut euch doch mal die Sterneköche an.

Wer freundlich ist, bekommt in den wenigsten Fällen mehr als ein Danke zurück. Also ich lasse mir nie von jemandem, der mich an der Kasse vorlässt, den Namen und die Adresse geben, damit ich ihm ein Geschenk zukommen lassen kann. Was bitte soll ich denn für ein „Guten Tag“ oder Tür aufhalten bekommen?

Ausländer nehmen uns keine Arbeitsplätze weg. Durch sie bleibt unsere Wirtschaft bestehen. Wir sind auf Hilfs- und Arbeitskräfte aus anderen Ländern angewiesen. Die wenigsten Deutschen möchten kein Spargelstecher sein, aber gegessen wird er dennoch gerne. Wer soll es also machen? Was mich an diesen ganzen Aussagen so stört ist es, dass sie Rassismus stärken. Wir müssen endlich aufhören, Menschen aufgrund ihrer Herkunft in Schubladen zu stecken. Ich weiß gar nicht, warum es so wichtig ist, zu wissen wo die Person geboren/ aufgewachsen ist oder die vorherige Generation. Was den Menschen ausmacht sind seine Werte und Persönlichkeit.

Frauen können Auto fahren, sogar Rennen.

Düsseldorfer sind nicht mehr oder weniger versnobt als andere. Auch hier gibt es wieder Ausnahmen.

Männer dürfen genauso wie Frauen heulen. Wenn ein Angehöriger verstirbt, weinen Männer auch. Man muss damit aufhören, Emotionen geschlechtsspezifisch zu betrachten.

Männer bleiben mittlerweile genauso wie Frauen Zuhause und passen auf die Kinder auf.

Ich wurde auch schon aufgrund von Vorurteilen in ein Fach gesteckt. Das Schlimme an Vorurteilen ist, dass sie in Menschen so tief verankert sind. Als ich die Menschen darauf ansprach, hieß es nur: „Dass war schon immer so. Außerdem weiß man es doch“. Ich habe sie dann auch gefragt, ob sie selber schon mal dort waren und sich sein eigenes Bild gemacht haben. Ihre Antwort war: „Nein, dass brauche ich nicht.“ Was will man da noch sagen?

So schwer und langwierig der Weg ist, es ist so wichtig gegen Vorurteile vorzugehen. Wenn Familienmitglieder oder Freunde welche aufzählen, dann sprecht sie offen darauf an und erklärt ihnen, was daran falsch ist. Urteile werden irgendwann zu Vorurteilen. Wir müssen wieder anfangen, Dinge kritisch zu hinterfragen. Die Welt befindet sich im stetigen Wandel und wir sollten unser Denken und unsere Sichtweise über andere Menschen neu anpassen. Was früher zutraf, muss heute nicht mehr passen.