Zwischen Essensfrust und Essenslust*

Für mich gibt es drei verschiedene Obergruppen an Essern. Da sind einmal die Genießer. Ihnen geht es vor allem um die Qualität der Speisen. Essen ist für sie mehr als Nahrungsaufnahme, es wird regelrecht zelebriert. Den zweiten Typen bezeichne ich als „Allesesser“. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Dann gibt es noch die „Frustesser“. Wenn es ihnen mal mental nicht gut geht, muss das Essen herhalten.

Jetzt wird es komplizierter. Denn es gibt noch zwei Untergruppen:

  1. Sie haben nie Zeit zum Essen und empfinden weder ein Hunger- noch Appetitgefühl.
  2. Für sie ist Essen nur etwas lebensnotwendiges und jede Mahlzeit wird emotionslos als Nahrungsaufnahme angesehen.

Ich habe einen Menschen, der zweiten Untergruppe, aufgezogen. Alles bis auf das besagte Essen klappte gut. Die Lieblingsspeise oder das selbst gewählte Essen wurde tot gestochert, von links nach rechts geschoben oder so auf dem Teller platziert, dass es so aussah, als hätte sie schon viel gegessen. Selbst Süßigkeiten wurden nur in homöopathischen Dosen zu sich genommen. Drei Salzstangen waren aus Kindersicht eine ganze Mahlzeit.

Was tut man als Mutter nicht alles, wenn das Gewicht grenzwertig ist und einem der Kinderarzt im Nacken sitzt? Mal habe ich Fett oder andere leere Kalorien unter das Essen gemogelt, die strengen Kinderaugen sahen es jedes mal.

Meistens habe ich mit dem Satz: „Komm ein Löffel/eine Gabel geht noch“ versucht zu stopfen. Diese Worte sieht mein Kind heute noch als „Körperverletzung“ an. Nahrungsergänzungsmittel brachten zwar kleine Erfolge, aber sorgten auch für Frust und Tränen. Ich konnte dies nachvollziehen, denn ich hätte es auch nicht gemocht.

Nach einem klärenden Gespräch , welches vom Kind ausging, nahm ich den Druck heraus. Die Mahlzeiten wurden, wenn auch langsam, größer und es fing an ihr zu schmecken.

Für die offenen Worte war ich sehr dankbar, denn auch Eltern machen gutgemeinte Fehler. Heute ist mein Kinder glücklich und hat ein gesundes Verhältnis zum Essen.

Falls sich jemand für meinen Rat interessiert, setzt euch zusammen und sucht Lösungen. Gerne auch von jemand Außenstehenden. Aber hört vor allem auf die Stimme eures Kindes, denn um das geht es.

*Dieser Text wurde von meiner Mutter verfasst. Sie wird immer mal wieder als Gastautorin auftauchen.

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