Akzeptanz und hinter sich lassen

Grundsätzlich fällt es mir schwer Dinge zu akzeptieren, welche ich nicht beeinflussen kann. Menschen verhungern und ich gehe nebenan in den Supermarkt, weiß vor lauter Auswahl nicht, was ich kaufen soll.

In einem Moment regnet es soviel, dass aus ganzen Landstrichen reißende Flüsse werden und woanders brennen Wälder nieder. Die Wassermengen konnten problemlos den Brand löschen, jedoch befinden sie sich am falschen Ort.

Bei uns können wir (Frauen) ohne Einschränkungen mit offenen Haaren frei herumlaufen und im Iran droht einem für dasselbe Verhalten die Todesstrafe.

In Deutschland stehen wir auf festem und ruhigen Boden. Dagegen zitterte die Erde in der Türkei. Trümmer und Tote wohin man schaute.

Sexualkunde steht auf jedem deutschen Lehrplan und die meisten Jugendlichen sind gut aufgeklärt bezüglich der Verhütung. Wer in Afrika verhütet begeht eine Sünde Gottes.

Ob Experten die Klimakrise und ihre Folgen voraussagen, interessiert die Politik kaum. Warum die Menschheit und den Planet retten, wenn Stillstand und ein „weiter so“ bequemer sind.

Viren und ihre Mutationen werden uns die nächsten Jahrzehnte begleiten, wenn auch hoffentlich nie mehr wie Corona.

All diese Dinge und noch viel muss ich akzeptieren, denn es gibt keine andere Wahl. Die Welt war und ist ungerecht. Was der Eine zu viel hat, dass fehlt dem Anderen.

Manche Gegebenheiten liegen allerdings in meiner Hand. Ich kann sie hinnehmen oder verändern. Es liegt an mir, wie ich mit ihnen umgehe. Wenn ich beruflich unzufrieden bin, kann ich kündigen und neu anfangen oder es auf sich beruhen lassen. Bin ich unzufrieden mit meinem Körper, dann wären abnehmen oder Sport eine Option.

Wir müssen Situationen und auch Menschen manchmal akzeptieren bzw. hinter uns lassen, damit etwas neues entstehen kann. Denn nur, wenn ich mit etwas oder jemandem abschieße, dann bin ich frei davon.

Auf die eigene Seele aufpassen

In dem Lied „Nachbeben“ von Alligatoah kommen folgende Zeilen vor: „Pass auf deine Seele auf. Nachbeben. Dafür gibt es keinen Prothesenbau.„. Wie wahr ist der letzte Satz, bitte! Wenn dein Bein sehr schwer verletzt wurde, dann kann es passieren, dass es abgenommen und eine Prothese benötigt wird. Wir passen in der Regel gut auf unseren Körper auf. Die Ernährung, Fitness, Gewicht, Hautpflege, Make-Up und noch viel mehr sind wichtige Faktoren bezüglich des Körpers und dessen Erscheinungsbildes. Wenn wir krank werden, wird alles unternommen, um schnell wieder auf die Beine zukommen.

Obwohl unsere Gesellschaft offener im Umgang mit psychischen Krankheiten geworden ist, werden sie leider noch zu oft belächelt bzw. einfach abgetan. Wenn man mit Burn-Out, Depression oder einer Essstörung zum Vorgesetzten geht, muss man Angst um den Job haben. Eine Therapie hilft und kann das Leben wieder lebenswerter machen. Jedoch haben viele Panik vor der gesellschaftlichen Meinung. Wahre Freunde und Familie stehen hinter einem und unterstützen den Heilungsprozess.

Dass die Psyche immer noch nicht ernst genommen wird, kann ich nicht verstehen. Sie spielt eine immense Rolle, durch sie kann die bunte/große Welt plötzlich einem schwarzen Aschehaufen ähneln. Wer jemanden mit Selbstmordgedanken nicht ernst nimmt, darf sich nicht über dessen Umsetzung wundern.

Wir müssen alle mehr auf uns und unsere geistige Gesundheit aufpassen. Nicht nur der äußere Körper bedarf Pflege und Aufmerksamkeit, auch unser Inneres. Urlaub, Pausen und weniger Stress sind wichtige Faktoren. Immer nur zu funktionieren statt zu leben, kann doch nicht unser Ziel sein.

Wenn jemand ausgelaugt ist oder mit psychischen Problemen zu euch kommt, dann hört zu und nehmt ihn ernst. Ein ehrliches und wirklich interessiertes: „Wie geht es dir?“, ist ein guter erster Schritt.

Passt auf euch auf, denn denkt daran: Für die Seele gibt es keinen Ersatz.

Wie läuft die hier herum?

Ich war im letzten Jahr in Münster gewesen. Während meines Aufenthaltes entschloss ich, ins Kunstmuseum zu gehen. Wenn ich auf Reisen bin, dann nehme ich immer nur das Nötigste an Kleidung mit. Für die paar Tage hatte ich Oberteile, Unterwäsche, Hygiene-/Kosmetikartikel usw. eingepackt. Es wäre perfekt aufgegangen, wenn ich nicht am späten Samstagabend auf meine Knie gestürzt wäre und die Jeans kaputt ging. Im Normalfall hätte ich mich umgezogen und fertig.

Tja, ich hatte keine Wechselhose eingepackt und die Geschäfte waren bereits geschlossen. Sonntagmorgen sollte es ins Museum gehen und ich sah ziemlich mitgenommen aus. Sage ich es ab oder springe ich über meinen Schatten und gehe trotzdem hin. Da mein Mantel die aufgeschlagenen Knie und zerrissene Jeans überdeckte, entschied ich mich dafür.

Im Museum angekommen stand ein großes Hinweisschild: „Jacken und Taschen sind im Spind aufzubewahren“. Einige Tage zuvor hatten Kimaaktivisten Gemälde mit Lebensmittel beschmiert. Ich schaute an mir herunter und dachte: „Na, super“. Das Ticket war bereits gekauft. Ok, Augen zu und durch. „Es kennt dich hier niemand“, beruhigte ich mich gedanklich.

In den ersten Räumen begegnete mir keine Menschenseele und ich konnte einfach die Kunst genießen. Etwas später bemerkte ich eine Frau, die mich und meine Kleidung missbilligend beäugte. Ich wusste genau, dass sie mich als Asozial abstempelte. Wie kann man nur so herumlaufen? Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich an ihrer Stelle genauso komisch geschaut hätte.

Wie schnell wir andere Menschen innerhalb von Sekunden beurteilen. Mein Kunstmuseumsbesuch hat meine Sichtweise korrigiert. Man weiß nicht, was der Mensch für eine Geschichte hat und trotzdem bewerten wir sie.

Wenn ich im eleganten Kleid unterwegs gewesen wäre, hätte ich perfekt ins Bild des feinen Museumsbesuchers gepasst. Mit der schmutzigen, zerschlissenen Jeans und den kaputten Knien wirkte ich ungepflegt.

Unsere Augen

Zwei Menschen schauen sich das Gleiche an und dennoch können sie etwas unterschiedliches sehen. Wie kann das sein? Unsere Wahrnehmung ist trügerisch. Im hellen Licht erscheint ein Oberteil dunkelgrau, im dunklen Licht wirkt es schwarz. Der Stoff hat keine andere Farbe angenommen, sondern die Situation ist eine andere.

An gewissen Tagen hat man einen klaren und ungetrübten Blick auf die Welt. Wenn die Gedanken und Gefühle in dunkle Watte gepackt sind, ziehen wir all das Unglück an oder meinen es zumindest. Wie ausgeschlafen und aufmerksam wir sind, trägt ebenfalls zu unserer Sichtweise bei. Wer verliebt oder überglücklich ist, dem erscheint alles bunt und glänzend. Bei Trauer werden unsere Augen durch einen Schleier aus Tränen getrübt und es legt sich ein schwerer Nebel über unser Umfeld.

Man sagt die Augen sind der Spiegel der Seele. Wie viel davon stimmt, weiß ich nicht. Wenn ich Menschen kennenlerne, schaue ich ihnen gerne ins Gesicht und nicht nur in die Augen. Die Gefühlsregungen spiegeln sich meist in den Gesichtszügen wieder. Ein verschmitztes, unsicheres oder ehrliches Lächeln, sagt mir persönlich mehr, über meinen Gegenüber als seine Augen. Eine braune Iris wirkt warm und eine blaue Iris kühler. Die jeweilige Farbe sagt jedoch nichts über den Charakter aus. Lachfältchen um die Augen herum dagegen schon.