Aufmerksamkeit

Wir alle streben nach Aufmerksamkeit. Schon als Kind wird um die Aufmerksamkeit unter den Geschwistern gebuhlt. Wer bekommt mehr, ich oder meine Schwester/mein Bruder? Warum wird sie nicht gleich aufgeteilt?

Heute ist die Aufmerksamkeit eine hohe Währung in der Social Media Welt. Es werden sogar Follower gekauft, damit eine große Reichweite illusioniert werden kann. Die Jugend blickt zu den Influencern und Content Creatorn auf. Wer möchte nicht gerne, mit scheinbar wenig Aufwand, viel Geld verdienen? Was an Arbeit und Problemen hinter den Kanälen steckt, wird bewusst nicht gezeigt. Ein Bild vom Haushalt, schreienden Kindern oder Bad-Hair-Days werden meist nicht gezeigt. Die Realität erzeugt eben keine Aufmerksamkeit. Man möchte seinem eigenen tristen Alltag entfliehen, es soll alles schön sein in der Scheinwelt. Die tollsten Marken arbeiten mit den Influencern zusammen. Wie gesagt Aufmerksamkeit ist heute eine Währung, für die Firmen bereit ist, viel Geld zu bezahlen.

Aufmerksamkeit kann jedoch nicht nur für kommerzielle Zwecke genutzt werden, so haben Joko & Klaas im letzten Jahr ihre Instagram-Kanäle an zwei Iranerinnen als öffentliche Stimme abgegeben. Tiere, vermisste Personen sowie Spenden konnten schon erfolgreich durchs Teilen in den Social Media´s gefunden werden.

Aufmerksamkeit ist nicht immer was schlechtes, wir sollten nur bewusster mit ihr umgehen und manchmal die Dinge hinterfragen, denn nicht hinter jedem Trend hinterherzulaufen, kann einen befreien.

Abschnitte

Es gibt Holzabschnitte, Fleischabschnitte, Zeitabschnitte, Lebensabschnitte und noch viele mehr. Ich hasse das Wort „Lebensabschnittsgefährte“. Man legt von Anfang an fest, dass der Partner nur für einen gewissen Zeitraum mit einem gemeinsam durch das Leben geht. Sollte man nicht mit dem richtigen Menschen für immer zusammen sein wollen oder es zumindest als Ziel ansehen? Vielleicht bin ich auch romantisch oder altmodisch, aber so sehe ich nun einmal Beziehungen.

Vereinbart man eigentlich gemeinsam den Zeitabschnitt oder jeder einzeln für sich? Und was ist, wenn der Zeitpunkt überschritten ist, aber die Liebe noch da ist? Darf man dann um eine Verlängerung bitten? Wir leben heute in einer Zeit, wo die Elektronik, Kleidung und Möbel nur einem kurzen Zeitraum dienen sollen. Ein Smartphone, was länger als zwei bis drei Jahre fehlerfrei funktioniert, ist fast schon eine Rarität. Ich brauche keine neuste Technik und möchte gerne nachhaltiger leben, dennoch sollte ein Smartphone und Laptop vorhanden sein. Dieses Dilemma ist Teil unserer Zeit. Die Hersteller programmieren ihre Technik schon ab Werk mit einem Verfallsdatum. Wem nicht ein veraltetes Klapphandy ohne Internet reicht, wird zum ständigen Neukauf gezwungen. Es gibt mittlerweile wieder neu aufbereitete Telefone zu kaufen (Second Hand). Selbst wenn ich mein altes Handy verkaufe, ist immer noch eins mehr im Umlauf. Die Smartphones bedürfen einfach einer viel längeren Lebensdauer. Warum setzen es die Hersteller nicht um? Ganz einfach, wenn die Elektronik, Möbel oder anderes länger halten würden, dann geht unser Konsum zurück. Ohne Konsum gibt es für die Unternehmen keinen Gewinn.

Genauso wie die Handys nur noch für einen gewissen Zeitraum hergestellt werden, verhalten wir uns anderen Dingen und Menschen gegenüber. Bis ich zwanzig bin, muss ich geheiratet haben. Bis ich dreißig bin, muss ich studiert haben und mir eine Karriere aufgebaut haben. Bis ich vierzig bin, muss ich eine Familie gegründet und die Karriere ausgebaut haben. Bis ich fünfzig bin, muss ich ein Eigenheim besitzen usw.

Wir unterteilen unser Leben nur noch in Abschnitte, zum Teil, weil wir es vorgelebt bekommen oder die Angst herrscht aus dem System auszubrechen. Was dabei auf der Strecke bleibt: Das Leben zu leben, Momente zu genießen, zur Ruhe zu kommen und man selbst. Es wird nur noch von einer Etappe zur nächsten gelebt, anstatt einfach das Große und Ganze zu sehen. Ich bin nicht Teil dieser „Abschnittsstrategie“, sondern lebe und schaue, wo es mich die nächsten Jahre hintreibt. Das Leben ist zu kurz, um immer nur in Abschnitten zu denken.